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Boote

Ohlson 38 – eine elegante Verwandlung

Die Ohlson 38 nach dem umfangreichen Umbau

Der GFK-Klassiker e.V. kümmert sich als maritimer Kulturträger und Vermittler nachhaltiger Nutzung um das Erbe jahrzehntelanger GFK-Bootsbaugeschichte.

Wer selbst einen solchen GFK-Klassiker besitzt oder sich einfach nur für klassische GFK-Yachten interessierst, kann dort Mitglied werden (gfk-klassiker.de). In diesem Beitrag berichtet Vorstandsmitglied Conny Kästner über ein besonderes Umbau-Projekt: Die Ohlson 38.

Text: Conny Kästner, Fotos: Martin Jäger, Lars Kilander

Der Entwurf der OHLSON 38 geht auf das Jahr 1967 zurück, als der schwedische Konstrukteur Einar Ohlson eine erweiterte Version seines erfolgreichen 36-Fuß-Bootes vorlegte. Einar Ohlson hatte sich schon in den 1960er Jahren neben Bill Luders, Raymond Hunt oder Britton Chance jr. als einer der erfolgreichsten 5,5-M Yachtkonstrukteure einen Namen gemacht.
Die OHLSON 38 war von Beginn an für den Bau in GFK konstruiert (anders als die 36er, die aus Holz gebaut wurden). Die Rümpfe wurden von Tyler in England hergestellt. Tyler hatte sich damals zum führenden Formenbauer in England entwickelt. Über die legendäre Qualität der Boote von Tyler wurde viel berichtet. Von Osmose waren Tyler-Bauten kaum betroffen.
Die Rümpfe wurden von verschiedenen Werften in Schweden, England, Schottland und USA ausgebaut. Sogar Matthiessen & Paulsen an der Schlei hat drei dieser wunderbaren Boote ausgebaut.
Die OHLSON 38 wurde wiederholt weiterentwickelt, so waren für das Boot verschiedene Rigg-Konfigurationen verfügbar, um das Boot an verschiedene internationale Vermessungsregeln anzupassen. 1973 wurde für einen engagierten britischen Segler ein neues Deck mit einem Mittelcockpit und einer Achterkabine sowie mit einem kürzeren Kabinendach entworfen. Jedoch ist nicht bekannt, ob diese Version je gebaut wurde.

MINONA
Die hier vorgestellte OHLSON 38 mit Namen =MINONA= (ex =CRUSADER=, ex =CRUSA=) wurde 1971 gebaut. Der schwedische Eigner mit Wohnsitz in Düsseldorf hat sie 2006 in Stockholm erworben, seither mit großem Vergnügen gesegelt und sich nun zu einem Refit entschlossen. Geboren in Schweden, aufgewachsen in Hamburg, hatte er zuvor einen Nordischen Kreuzer gesegelt, der nicht nur mit seinen exzellenten Segeleigenschaften überzeugt, sondern ein Bespiel von zeitloser Eleganz darstellt.
Da liegt es nahe, dass bei einem Refit einer klassischen GFK-Yacht die Maßstäbe der Erscheinung dieser eleganten Holzyachten berücksichtigt werden sollen.
Die Frage, wie weit man einen ‚Klassiker‘ verändern darf, ohne dessen klassische Eigenschaften zu verwässern, wird oft und heiß diskutiert. Puristen würden jede Art der Veränderung missbilligen, jedoch hat der Eigner sich hier entschlossen, einige wesentliche Änderungen am Boot vorzunehmen. Darunter sind
• Änderung des negativen Hecks in ein Heck mit positivem Spiegel
• Mahagonifurnier auf den Seiten des Kajütaufbaus und Teilen des Cockpits
• Flexiteek als Decksbelag und im Cockpit

Mit einem beindruckenden Ergebnis!
Er konnte für diese Arbeiten die beiden Bootsbauer Martin Jäger und Lars Grabowski auf Fehmarn gewinnen, die eine wirklich beeindruckende Arbeit geleistet haben.
Das Heck wurde über eine Positivform aus Bootsbausperrholz laminiert. Vorausgegangen war die Betrachtung positiver Heckspiegel unzähliger klassischer Yachten, um das beste Ergebnis zu erzielen. Bei der durch diese Änderung notwendig werdenden Verlängerung des Decks wurde die Position des Achterstags beibehalten, sodass an der Krafteinleitung in den Rumpf nichts geändert werden musste.
Um dem Kajütaufbau die Erscheinung eines Holzaufbaus zu verschaffen, wurde der Aufbau mit 2,7 mm Mahagonifurnier beschichtet, und dann mit Epoxidharz getränkt und versiegelt. Bei dieser Gelegenheit hat der Eigner sich entschlossen, die im Original rechteckigen langen Salonfenster gegen ovale Fenster mit verchromten Messingrahmen zu tauschen. Stilistisch etwas vor der Zeit der Entstehung der OHLSON 38, aber zusammen mit der Mahagonioberfläche sieht es wirklich gut und klassisch aus. Das Kajütdach bleibt weiß, mit Mahagoniluken und Doradelüftern.
Als Teakbelag hat der Eigner Flexiteek gewählt. Flexiteek ist der Marktführer im Bereich synthetischer Decksbeläge. Nach anfänglich nicht so schöner Anmutung bei synthetischen Decksbelägen hat Flexiteek das Material ständig weiterentwickelt und inzwischen macht es optisch und haptisch durchaus den Eindruck, als handele es sich um eine Echtholzlösung. Es gibt Flexiteek auch als Stangen- oder Leistenware, die wie Holz geschliffen und bearbeitet werden kann, sodass zum Beispiel die Umrahmung der Lukenbeläge mit Umleimern kein Problem ist.
Der Autor stand synthetischen Decksbelägen immer eher kritisch gegenüber, aber dieses Material überzeugt!
Angesichts der ökologischen und politischen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Teakholz – und oft fragwürdigen Herkunftsnachweisen – erscheint Flexiteek als eine gleichwertige aber politisch bessere Alternative.
Resümierend steht das Boot am Ende als ein emotionales Highlight da!
Jedem – aber auch wirklich jedem – muss es wie ein Zeugnis aus vergangener Zeit erscheinen, das ihm ein breites Lächeln auf die Lippen zaubert … Dieses Schiff ist positive Energie ‚at it’s very best!‘

Erschienen in segeln 3/2024. segeln-magazin.de/abonnement

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